Freitag, 28. November 2014
Neu auf DVD:
Im August in Osage County
Nach dem rätselhaften Tod von Beverly Weston (Sam Shepard) kommt die Familie aus allen Himmelsrichtungen zurück nach Osage County. Mutter Violet (Meryl Streep), bissig und verbittert, trauert auf ihre eigene, unversöhnliche Weise. Sie schluckt mehr Schmerzmittel als ihr gut tut und lässt an nichts und niemandem ein gutes Haar. In ihrem Haus im schwülheißen Oklahoma sind weder die drei Töchter noch die angeheiratete Verwandtschaft vor ihren Beschimpfungen sicher. So dauert es nicht lange, bis alte und neue Konflikte aufbrechen und man sich buchstäblich an die Kehle geht. Für die Töchter Barbara (Julia Roberts), Karen (Juliette Lewis) und Ivy (Julianne Nicholson) ist klar, dass etwas geschehen muss. Aber Violet ist längst nicht so hilflos, wie alle glauben. Besser als jeder andere durchschaut sie, was sich hinter den Kulissen abspielt ...



Wie nicht anders zu erwarten war, bietet "August: Osage County" das ganz grosse Schauspiel-Kino, und zwar nicht nur in den Hauptrollen, sondern bis in die kleinste Nebenrolle. Immerhin ist die Familien-Tafel mit Ewan McGregor ("Perfect Sense"), Chris Cooper ("Das Bourne Ultimatum"), Sam Shepard ("Brothers"), Juliette Lewis ("Natural Born Killers"), Dermot Mulroney ("The Grey - Unter Wölfen") und Benedict Cumberbatch ("Sherlock Holmes UK") schauspielerisch bestens gedeckt. Im Verlauf des Films konzentriert sich das Geschehen allerdings immer mehr auf Julia Roberts ("Der Krieg des Charlie Wilson") als Gegnerin ihrer verbitterten Mutter, dargestellt und gelebt von einer einmal mehr grossartigen Meryl Streep ("Mamma Mia!"). Die beiden bieten sich grandiose Dialog-Schlachten, die zum Ende hin immer heftiger werden und nebenbei einiges an Familiengeheimnissen zutage fördern. Nur schade, dass der ganz grosse Knall letztendlich ausbleibt, und das eigentliche Finale - trotz der schlüssigen Pointe - doch ein wenig verpufft. Dennoch überzeugt das Ensemble-Drama allein durch seine atmosphärische Dichte und die schauspielerische Grösse. Und ist damit unbedingt sehenswert!
Bewertung: 7,5/10 (Moviepilot Prognose 6,5)


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Donnerstag, 27. November 2014
Neu auf DVD:
Billy Elliot - Das Musical Live
Mitte der 1980er-Jahre ist die Familie des Halbwaisen Billy (Elliott Hanna) am aggressiv geführten Bergarbeiterstreik im nordenglischen Durham beteiligt. Dem Willen seines Vaters (Deka Walmsley) entsprechend, soll sich der Junge im Boxring schulen. Als er jedoch in der gleichen Trainingshalle Zeuge des Ballettunterrichts von Mrs. Wilkinson (Ruthie Henshall) wird, lodert in ihm die Leidenschaft für den Tanz auf. Gegen alle Widerstände beginnt er mit dem Training. Schließlich überzeugt Billy auch sein engstes Umfeld von seinem Weg.



Die cineastische Vorlage aus Grossbritannien war einer der ganz grosse Kinohits des Jahres 2000. Und es grenzte schon an Wahnsinn, aus dem komplexen Coming-Of-Age Sozialdrama ein Musical zu machen, doch Musiker Elton John überzeugte Film-Regisseur Stephen Daldry und Autor Lee Hall von dem Potential. Fast zehn Jahre später läuft das Musical nicht mehr nur in London, sondern weltweil auf den grössten Bühnen inklusive des New Yorker Broadway. Mitte des Jahres wurde die Geschichte zurück auf die Kinoleinwand gebracht als spezielles Live-Event, das es auch in Deutschland zu sehen gab. Und den Machern gelang es, das Spektakel im Ganzen ebenso wie seine intimsten Momente in perfekten Bildern einzufangen. Die Handlung bleibt direkt an der Vorlage, nutzt hierfür aber alle Möglichkeiten seiner grossen Bühne. Was dabei einfach aussieht, überzeugt mit seiner Detailverliebtheit trotz schneller Kulissenwechsel. Besonders überraschen die Verquickung der beiden Hauptthemen in dramatischen Einzelszenen ("Angry dance").



Dabei steht und fällt die Vorstellung mit der Darstellung des Jungen Billys, und da muss man das sensationelle Talent des Jungen Elliott Hanna (Zweitplatzierter "Got to dance") hervorheben. Diese Rolle setzt ja nicht nur musikalisch und tänzerisch einiges voraus, sondern auch schauspielerisch. Und da brilliert er in jeder Hinsicht mit perfektem Timing - und lässt es so aussehen als wäre es seine leichteste Übung. Dabei ist er der 34ste Darsteller der Londoner Aufführung. Ein besonderer Moment ist dabei die Traum-Sequenz, in der Billy mit seinem älteren Ich tanzt, und der wird dargestellt von Liam Mower, 2005 der allererste Darsteller der Rolle. In der finalen Zugabe gibt es auch zwei Dutzend weitere Billys in einer gemeinsamen Szene. Da fehlte nur noch Jamie Bell, der Billy im Film, aber das wäre dann echt zuviel. Ganz grosses Theater, und für Fans des Genres unbedingt sehenswert!
Bewertung: 9/10


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Mittwoch, 26. November 2014
Neu auf DVD:
The Dark Place
Seit dem Unfalltod seines Vaters und Bruders hat sich Keegan Dark (Blaise Godbe Lipman) nicht mehr viel auf dem heimischen Weingut seiner Familie in Kalifornien blicken lassen. Jetzt reist er mit seinem Lebensgefährten Will (Timo Descamps) zum Überraschungsbesuch und ist dann selbst nicht schlecht verdutzt, als er beim ersten Rundgang durchs vermeintlich leere Haus auf Adrian (Andy Copeland) trifft, den neuen Gatten seiner Mutter Celeste (Shannon Day), und auf dessen Sohn Jake (Sean Paul Lockhart). Keegan hegt ein gewisses Misstrauen gegen den neuen Familienzuwachs und wähnt bald schlimmste Befürchtungen bestätigt.



Für einen lowbudgierten Spartenfilm macht sich "The Dark Place" echt nicht schlecht als Krimi. Die Handlung hat eine ordentliche Grundspannung, ihre Inszenierung ist sauber, und auch schauspielerisch geht die Produktion voll in Ordnung. Insgesamt hat Jody Wheeler (Co-Produzent von "Judas Kiss") bei seinem Regie-Debüt einen wirklich ordentlichen Job gemacht. Die Story ist zwar in Grunde recht einfach und wirkt auch wie aus den vergangenen 1990ern, aber sie hat immer noch einiges an spannenden Momenten zu bieten. Für den Streifen spricht dabei die Darstellung der Charaktäre, die authentisch wirken, ohne dramaturgisch als Stereotyp oder auch Karikatur abgeschrieben zu werden. So ist es nur schmückendes Beiwerk, dass die Figuren schwul und sich alle Geschehnisse aus deren Verhältnissen untereinander entwickeln. Nur der Gimmick um die besondere "Gabe" - als Effekt schon interessant dargestellt - wirkt eher überflüssig, und bekommt im Laufe der Handlung auch nicht die wichtige Bedeutung, die man erwarten könnte. Ebensowenig die Rolle von Sean Paul Lockhart, den man eher als Porno-Star Brent Corrigan kennt. Auch er ordnet sich der Geschichte unter, ohne seinen Erotik-Background besonders auszuspielen - und gibt dabei durchaus solide den zwielichtigen Stiefbruder. Das alles macht den Film noch nicht zum Meisterwerk, aber allemal zu einem Highlight des Gay-Kinos.
Bewertung: 7/10


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Jurassic World - Official Trailer

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Sonntag, 23. November 2014
Neu auf DVD:
Young Ones
Nachdem sich das Klima auf der Erde dramatisch verändert hat, herrscht Dürre. Aus dem einstigen blauen Planeten ist eine karge Wüste geworden. Wasser ist von nun an das wertvollste Gut der Menschheit. Gemeinsam mit seinen beiden Kindern lebt Ernest Holm (Michael Shannon) am Rande der bewohnbaren Zone und versucht in dieser unwirtlichen Umgebung zu überleben, Notfalls unter Einsatz von Gewalt. Flem Lever (Nicholas Hoult), der unliebsame Freund seiner Tochter, hat anderes im Sinn, als einfach nur zu überleben. Mit allen Mitteln will er die Farm und das dazugehörige Land der Familie übernehmen - und wenn er dafür über Leichen gehen muss ...



Auch nach der zweiten Sichtung bin ich nicht sicher, was uns die Macher mit dem Streifen sagen wollen. Wer bei den "Young Ones" einen spannenden Endzeit-Thriller erwartet, wird zumindest enttäuscht werden. Und auch als futuristisches Familien-Drama will der Film nicht funktionieren. In erster Linie wirkt er wirr und zäh. Dazu gibt es zwischendurch überraschende Killoffs, die einen Perpektiv-Wechsel mit sich bringen. Einen Zugang zu den Personen - und der Handlung - bekommt man nicht wirklich. Und auch wenn Nicholas Hoult ("Warm Bodies") mit charismatischem Spiel punktet, zum Sympathieträger taugt seine Rolle nicht. Ingesamt sorgt der Wüsten-Film von Jake Paltrow ("The Good Night") allenfalls zur staubtrockenen Langeweile.
Bewertung: 3/10


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Samstag, 22. November 2014
Neu auf DVD:
Nymphomaniac (Directors Cut)
An einem kalten Winterabend findet Seligman (Stellan Skarsgård) in einer kleiner Seitenstraße die halb-bewusstlose, offensichtlich zusammengeschlagene Joe (Charlotte Gainsbourg). Er nimmt sich ihrer an, bringt sie zu sich nach Hause und pflegt die Frau. Als sie wieder zu sich kommt und Seligman sie fragt, was passiert sei, erzählt Joe nach einigem Zögern dem fremden Mann ihre Lebensgeschichte. Und dies ist die Geschichte ihrer Sexualität, ihrer zahllosen erotischen Erlebnisse, mutig und albern, lustvoll und quälend, beiläufig und zwanghaft, eine Zumutung und eine Befreiung. Zunächst geht es um die junge Joe (Stacy Martin) und ihren Sex, schonungslos, berührend, verstörend, packend ...



Das grösste Unding bei dem umstrittenen Sex-Epos ist, dass man Regisseur Lars von Trier ("Antichrist") für diesen "Director's Cut" weitere 1,5 Stunden (!!!) Laufzeit genehmigt hat. Dabei ist mir jetzt noch nicht gelungen herauszufinden, wo die Unterschiede zum ohnehin schon übertrieben langen Kino-Zweiteiler liegen. Aber mindestens Vol. II wirkt mit seinen 171 Minuten gnadenlos aufgebläht. Und ob man wirklich eine selbst beigefügte Abtreibung im Detail sehen muss oder die fade Affäre mit einer Minderjährigen braucht, sei einmal dahingestellt. Skandale hin oder her, am Ende zählt für eine Verfilmung eine überzeugend erzählte Geschichte, und die erscheint bei einem über fünf Stunden andauernden Kompromittierung einfach nur unwahrscheinlich. Und doch darf man nicht vergessen, dass "Nymph()maniac" zwischendurch einfach grandioses Schauspielkino bietet. Allein die Episode mit Uma Thurman ("Kill Bill") als betrogene Ehefrau und Mutter ist grandios und Oscar-reif. Auch Stellan Skarsgård ("Marvel’s The Avengers"), Shia LaBeouf ("Transformers"), Jamie Bell ("Jumper"), Willem Dafoe ("Spider-Man"), Christian Slater ("True Romance") oder Hauptdarstellerin Charlotte Gainsbourg ("21 Gramm") sind nicht unbedingt Namen vom Hollywood-Grabbeltisch.



Das nützt aber ziemlich wenig, wenn der Regisseur sich hauptsächlich aufmacht, um sich gnadenlos in der gewollten Provokation zu suhlen und völlig den Blick verliert für eine straffe Inszenierung. Was insofern auch sehr befremdlich wirkt, wenn man nicht nur von Body Doubles, sondern auch von Penis Prothesen und ähnlichen Schnickschnack liest, die die Erzählung völlig als unrealistisches Kalkül deklassiert. Hinzu kommt, dass der dänische Regisseur auch kaum eine Idee zu haben schien, wie er die ohnehin hemmungslos breitgewälzte Geschichte zu einem würdigen Ende bringen könnte. So zieht sich der zweite Teil des Epos gnadenlos in die Länge, ohne dass er erzählerisch noch etwas zu bieten hat. Es ist jetzt müssig auch noch auseinander zu klabüstern, was in der Kino-Variante stärker oder auch schwächer ist, oder inwieweit die pornografisch gefaketen Exkurse (vor allem im ersten Teil) überflüssig sind. Faktisch kann man zusammenfassen, dass Teil 1 neben der vulgären Darstellung auch darstellerisch grosse Momente hat, während der zweite Teil immer mehr in fetischlastiger Langeweile abdriftet - und das Ende verhunzt. Und damit kann die DVD in der Schmuddelecke des Regals verstauben ...
Bewertung Teil 1: 6/10 (Moviepilot Prognose 5,5)
Bewertung Teil 2: 3,5/10 (Moviepilot Prognose 5)


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