Sonntag, 1. Februar 2015
Ich, Tomek (2010)
Tomek (Filip Garbacz) lebt in Gubin an der deutsch-polnischen Grenze. Er liebt die Sterne. Statt bei seinem Vater in der Fußballmannschaft zu trainieren, verbringt er seine Zeit lieber mit dem pensionierten deutschen Lehrer Herr Weber (Rolf Hoppe), der in einem ehemaligen Grenzturm eine Sternwarte einrichten will. Was noch fehlt, ist ein Teleskop, viel mehr das Geld dafür. Als Tomek Marta (Anna Kulej) kennenlernt, so alt wie er und um einiges abgeklärter, werden die Sterne nebensächlich. Es wird wichtig, sich gut zu kleiden, hip zu sein. In der Disko 'La Strada' gerät Tomek an den Zuhälter Borys (Tomasz Tyndyk) und in einen Teufelskreis aus Prostitution und Gewalt, aus der es bald schon kein Entkommen mehr für ihn gibt. Er prostituiert sich, wird selbst zum Zuhälter und schreckt nicht davor zurück, seinen besten Freund Ciemny (Daniel Furmaniak) zum Anschaffen zu schicken. Wird Tomek den Absprung schaffen?



Rein optisch erinnert dieser polnische Spartenfilm von 2010 an die Produktionen der 1990er, wobei sich einfach das Low Budget bemerkbar macht. Inhaltlich muss man die Entwicklung des minderjährigen (und eher untersetzten) Tomek zum Zuhälter hinnehmen, die aber in sich durchaus nachvollziehbar dargestellt ist. Die altbackene und gleichzeitig nüchternde Erzählweise der für unser Verständnis unvorstellbaren Zustände, die aus dem kleinen Jungen ein fast gefühlskaltes Verkaufsobjekt auf dem Kinderstrich werden lassen, macht diese Geschichte zu einem packenden Drama mit tragisch-heftigem Ausgang. Romantisierende Popcorn Unterhaltung sieht sicherlich anders aus als dieser semidokumentarischer Erzählstil, aber durch die konsequente Darstellung von Regisseur Robert Glinski ("Unkenrufe") wird der Film durchaus zu einem ungewöhnlich mutigen Beitrag des Genres.
Bewertung: 6,5/10