Sonntag, 6. April 2014
Neu auf DVD:
Sein letztes Rennen
Paul Averhoff (Dieter Hallervorden) war einst ein großer Marathonläufer, eine Legende, Gewinner der Goldmedaille in Sydney 1958. Zu seiner Zeit. Jetzt, mit weit über 70, zieht er nach wiederholten Stürzen seiner Frau Margot (Tatja Seibt) nach vielen glücklichen Jahren aus dem vertrauten Zuhause aus - auch weil Tochter Birgit (Heike Makatsch) sich nicht kümmern kann; sie jettet als Flugbegleiterin durch die ganze Welt und ist nur selten greifbar. Im Altersheim, wo Paul sich plötzlich zwischen Singkreis und Bastelstunde entscheiden muss, drängt sich die entscheidende Frage auf: Das soll es gewesen sein? Nicht mit Paul. Um nicht in tiefe Depression zu verfallen, zieht er seine alten Rennschuhe an und beginnt im Heimpark zu laufen. Tag für Tag. Runde für Runde. Anfangs schleppend und jämmerlich, dann aber immer schneller. Seine Heim-Mitbewohner halten ihn für verrückt, zumal er behauptet, für den Berlin Marathon zu trainieren und ihn auch gewinnen zu wollen. Als sich Margot dazu überreden lässt, ihn wie früher mit strenger Hand zu trainieren, und Paul in einem Rennen gegen den jungen Pfleger Tobias (Frederick Lau) gewinnt, schlägt die Zurückhaltung der Bewohner jedoch in Begeisterung um. Die „trüben Tassen“ werden wieder lebhaft, sie erinnern sich an ihren Helden aus vergangenen Tagen, feiern mit ihm und feuern ihn an. Und im Altersheim geraten die Abläufe durcheinander. Dann aber stirbt Margot, woraufhin Paul in tiefe Trauer verfällt. Kann er das Versprechen noch einlösen, das seine Frau ihm kurz vor ihrem Tod abgerungen hat? Dass er sein Rennen auch ohne sie zu Ende bringen wird, immer weiter läuft, unaufhaltsam, heraus aus den traurigen Gedanken, in Richtung Marathon. Für sich selbst, aber auch für all jene, denen er es beweisen möchte - seiner Tochter Birgit, seinen Mitbewohnern, einer ganzen Stadt ...



Dass Dieter Hallervorden ("Ach du lieber Harry") mehr kann als nur Palim Palim, steht ausser Frage, nur konnte er das viel zu selten in seiner Karriere zeigen. In diesem Alterswerk aber beweist er seine ganze Klasse als Schauspieler und trägt die Geschichte fast im Alleingang. Dass diese selbst eigentlich recht herkömmlich und überraschungsarm bleibt, und sich gerade in der Darstellung der Altenheime im Klischee bewegt, fällt dabei gar nicht so sehr ins Gewicht. Die Produktion von Kilian Riedhof ("Homevideo") bewegt sich dafür umso zielsicherer zwischen Herz und Schmunzeln, ohne die Würde der Figuren zu entblössen. Dementsprechend ergreifend ist er auch inszeniert und produziert. Als Altersdrama erfindet er den deutschen Film sicherlich nicht neu, aber er erweisst sich als rundum gelungener Geheimtipp mit tiefsinnigen Ansätzen. Für Herrn Hallervorden freut es mich!
Bewertung: 7,5/10