Montag, 27. Januar 2014
Martin Scorseses 'The Wolf Of Wall Street'
crizcgn, 12:16h
New York in den frühen 1990er Jahren: Der aufstrebende Aktienhändler Jordan Belfort (Leonardo DiCaprio) gründet mit Anfang 20 die Maklerfirma "Stratton Oakmont", mit der er schnell zum Multimillionär aufsteigt und zum Shootingstar der New Yorker Börse wird. Schon bald ist er hauptsächlich unter seinem neuen Spitznamen "Wolf of Wall Street" bekannt. Mit seinem Reichtum finanziert er einen ausschweifenden Lebensstil, der von Alkohol, Drogen, Sex und Dekadenz geprägt ist. Jordans Siegeszug scheint nicht zu stoppen zu sein, doch dies lässt ihn übermütig werden. Von unstillbarer Gier getrieben und mit dem Gefühl der Unbesiegbarkeit im Rücken lassen er und seine "Wolfsbande", darunter sein Kumpel Donnie Azoff (Jonah Hill), sich auf illegale Geschäfte ein. Das zieht schon bald die Aufmerksamkeit der Justiz auf sich, besonders der FBI-Agent Patrick Denham (Kyle Chandler) schaut aufmerksam hinter die Fassade von Belforts Firmengeflecht. Als die Gesetzeshüter Jordan langsam auf die Schliche kommen, droht sein gesamtes Kartenhaus einzustürzen.
www.filmstarts.de
Eigentlich hätte man fast vermuten können, dass Leonardo DiCaprio ("Inception") nach seinem Auftritt in "Der große Gatsby" nicht mehr personifizierten Glamour versprühen kann. Aber weit gefehlt, was er und sein Zieh-Regisseur Martin Scorsese ("Departed Unter Feinden") hier an schamloser Dekadenz auf die Leinwand zaubern, ist einfach unfassbar. Neben den illegalen Wall Street Aktivitäten vergnügt sich die Figur von DeCaprio mit schier endlosen Drogenexzessen und unglaublichen Orgien. Die Erfolge werden direkt im Büro mit Nutten auf Kosten des Hauses zelebriert, auf dem Weg zur Hochzeit gibt es Massenficks im Flieger, und das Ganze durchgehend garniert mit Koks, Pillen und allem anderen was nur irgendwie das Bewusstsein erweitert. Scorsese inszeniert die Geschichte als zynische Dauerbedröhnung, die allerdings gleichzeitig derart komplex aufgezogen ist, dass sie trotz zwerchfellattackierender Überhöhung fast schon real wirkt.
Diese völlige Übersteigerung in eine parodistische Darstellung der verkommenen Börsenszene beginnt im ersten Drittel auf ganz hoher Fallhöhe, und die kann sich in dem Mittelteil aufgrund der inzwischen etablierten Charaktäre noch steigern. Das führt allerdings im finalen Drittel, in der das FBI immer mehr in den Mittelpunkt rückt, fast schon zu einer Übersättigung, zumal der Wechsel des Schwerpunktes das Erzähl-Tempo auch etwas drosselt. Das ist in diesem Fall aber wirklich Jammern auf ganz hohem Niveau, denn dem Film-Epos merkt man die Überlänge von fast drei Stunden kaum an. Er protzt zu jeder Zeit mit seinen Schauwerten, die auf den Punkt inszeniert und eingefangen sind. Zudem sorgt der (selbst)ironische Zynismus für ein ständiges Lachen am Rande des Fremdschämens.
Und muss man noch ernsthaft über die Schauspielleistungen reden? Jon Favreau ("Iron Man"), Matthew McConaughey ("Dallas Buyers Club"), Rob Reiner ("Misery"), Jonah Hill ("21 Jump Street") und alle anderen begeistern in ihren mehr oder weniger grossen Rollen. Über allem thront aber die Darstellungskraft des immer noch unterschätzten Leonardo DiCaprio, der seiner Karriere mit diesem facettenreichen Schauspiel zwischen pointiertem Genie und offensichtlichem Wahnsinn eine weitere Meisterleistung hinzufügt. Es bleibt zu hoffen, dass das auch endlich mal die Academy of Motion Picture Arts and Sciences erkennt und dem Kerl endlich den "Oscar" hinterherträgt. Grossartiges Erzählkino am Rande des Irrsinns!
Bewertung: 9,5/10 (Moviepilot Prognose 8,5)
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Eigentlich hätte man fast vermuten können, dass Leonardo DiCaprio ("Inception") nach seinem Auftritt in "Der große Gatsby" nicht mehr personifizierten Glamour versprühen kann. Aber weit gefehlt, was er und sein Zieh-Regisseur Martin Scorsese ("Departed Unter Feinden") hier an schamloser Dekadenz auf die Leinwand zaubern, ist einfach unfassbar. Neben den illegalen Wall Street Aktivitäten vergnügt sich die Figur von DeCaprio mit schier endlosen Drogenexzessen und unglaublichen Orgien. Die Erfolge werden direkt im Büro mit Nutten auf Kosten des Hauses zelebriert, auf dem Weg zur Hochzeit gibt es Massenficks im Flieger, und das Ganze durchgehend garniert mit Koks, Pillen und allem anderen was nur irgendwie das Bewusstsein erweitert. Scorsese inszeniert die Geschichte als zynische Dauerbedröhnung, die allerdings gleichzeitig derart komplex aufgezogen ist, dass sie trotz zwerchfellattackierender Überhöhung fast schon real wirkt.
Diese völlige Übersteigerung in eine parodistische Darstellung der verkommenen Börsenszene beginnt im ersten Drittel auf ganz hoher Fallhöhe, und die kann sich in dem Mittelteil aufgrund der inzwischen etablierten Charaktäre noch steigern. Das führt allerdings im finalen Drittel, in der das FBI immer mehr in den Mittelpunkt rückt, fast schon zu einer Übersättigung, zumal der Wechsel des Schwerpunktes das Erzähl-Tempo auch etwas drosselt. Das ist in diesem Fall aber wirklich Jammern auf ganz hohem Niveau, denn dem Film-Epos merkt man die Überlänge von fast drei Stunden kaum an. Er protzt zu jeder Zeit mit seinen Schauwerten, die auf den Punkt inszeniert und eingefangen sind. Zudem sorgt der (selbst)ironische Zynismus für ein ständiges Lachen am Rande des Fremdschämens.
Und muss man noch ernsthaft über die Schauspielleistungen reden? Jon Favreau ("Iron Man"), Matthew McConaughey ("Dallas Buyers Club"), Rob Reiner ("Misery"), Jonah Hill ("21 Jump Street") und alle anderen begeistern in ihren mehr oder weniger grossen Rollen. Über allem thront aber die Darstellungskraft des immer noch unterschätzten Leonardo DiCaprio, der seiner Karriere mit diesem facettenreichen Schauspiel zwischen pointiertem Genie und offensichtlichem Wahnsinn eine weitere Meisterleistung hinzufügt. Es bleibt zu hoffen, dass das auch endlich mal die Academy of Motion Picture Arts and Sciences erkennt und dem Kerl endlich den "Oscar" hinterherträgt. Grossartiges Erzählkino am Rande des Irrsinns!
Bewertung: 9,5/10 (Moviepilot Prognose 8,5)